Donnerstag, 12. September 2013


Schönsein, lächeln, bitte!


Ich hatte Glück. Als einfache Verkäuferin begegnete mir eines Tages Martin König. Er war nicht nur ein sportlich, durchtrainiertes Sahneschnittchen, sondern auch Millionenerbe und Manager der Königswerke. Mit Ehevertrag wurde pompös im Hyatt geheiratet. Familiendomizil war eine erhabene Villa mit Sauna, Pool, Bediensteten auf Sylt. Dort hielten wir uns selten auf, da mein Ehegatte auf seinen häufigen Geschäftsreisen besonderen Wert auf meine Begleitung legte.
Wir residierten ausschließlich in den kompfortabelsten 5-Sterne-Hotels. Selbst den ersten Sex hatten wir in der Königssuite des Kayserhotels mit Champagner und Kaviar in einem fürstlichen Bett. Als Martin Königs Vorführweibchen hatte ich nicht viel zu tun. Mein Job war es, schön zu sein, zu lächeln. Bei den Geschäftsessen erwartete mein Mann von mir, dass ich duckmäuserich meinen Mund hielt. Zudem war ich dafür zuständig, den Hotelboys und Zimmermädchen gönnerhaft das angemessene Trinkgeld zu geben.Desweiteren hatte ich mit den Ehefrauen seiner Geschäftspartner inhaltsleere Konservation zu betreiben. Wir trafen uns in den Hotelbars mit Panoramablick. Ihre oberflächlichen Gespräche handelten von Mode, Schmuck, Schönheits-OPs. Täglich besuchte ich einen Hotelfriseur auf, der mir passend zur Garderobe die extravagantesten Hochsteckfrisuren hervorzauberte.Mein Leben bestand aus Luxus pur ...

Ich hatte wieder Glück! Zufällig begegnete mir Ingo im Waldpark. Er trug einen verwegenen Dreitagebart.Sein verträumter Blick raubte mir die Sinne. Wer wir waren, woher wir kamen, was wir darstellten, war unwichtig. Unseren ersten Sex hatten wir auf einem selbst gebauten Palettenbett. Wir lebten von Luft und Liebe.Von Champagner und Kaviar hatte ich die Nase voll. Morgens wuschelte er mir durch mein zerzaustes Haar. In Bluejeans und T-Shirt gekleidet, konnte ich einfach ichselbst sein. Abends saßen wir am Fluss. Wir tranken Wein aus der Flasche, führten tiefsinnige Gespräche. Wir besaßen nicht viel. Wir hatten uns. Das genügte!
Ein Hotel habe ich nie mehr betreten. 

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