Schönsein,
lächeln, bitte!
Ich
hatte Glück. Als einfache
Verkäuferin begegnete mir eines Tages Martin König. Er war
nicht nur
ein sportlich, durchtrainiertes Sahneschnittchen, sondern auch
Millionenerbe und
Manager der Königswerke. Mit Ehevertrag wurde pompös im Hyatt
geheiratet. Familiendomizil war eine erhabene Villa mit Sauna, Pool,
Bediensteten auf Sylt. Dort hielten
wir uns selten
auf, da mein Ehegatte auf seinen häufigen
Geschäftsreisen besonderen
Wert auf meine Begleitung legte.
Wir
residierten ausschließlich in den kompfortabelsten
5-Sterne-Hotels.
Selbst
den ersten Sex hatten
wir in der Königssuite des Kayserhotels mit Champagner und
Kaviar in einem fürstlichen Bett. Als Martin Königs Vorführweibchen
hatte ich nicht viel zu tun. Mein Job war
es, schön
zu sein, zu lächeln. Bei den Geschäftsessen erwartete mein Mann von
mir, dass ich duckmäuserich
meinen Mund hielt.
Zudem
war ich dafür
zuständig, den Hotelboys und
Zimmermädchen gönnerhaft das angemessene Trinkgeld zu
geben.Desweiteren
hatte ich mit den Ehefrauen seiner Geschäftspartner inhaltsleere
Konservation zu betreiben. Wir trafen uns in den Hotelbars mit
Panoramablick. Ihre oberflächlichen Gespräche handelten von Mode,
Schmuck, Schönheits-OPs. Täglich
besuchte ich einen Hotelfriseur auf, der mir passend zur Garderobe
die extravagantesten Hochsteckfrisuren hervorzauberte.Mein Leben
bestand aus Luxus pur ...
Ich
hatte wieder
Glück! Zufällig begegnete mir Ingo im Waldpark. Er trug einen
verwegenen Dreitagebart.Sein verträumter Blick raubte mir die Sinne.
Wer wir waren,
woher wir kamen, was wir darstellten, war
unwichtig. Unseren ersten Sex hatten
wir auf einem selbst
gebauten Palettenbett. Wir lebten von Luft und
Liebe.Von Champagner und
Kaviar hatte ich die Nase voll.
Morgens wuschelte
er mir durch mein zerzaustes Haar. In Bluejeans
und
T-Shirt gekleidet, konnte
ich einfach
ichselbst sein. Abends saßen wir am Fluss. Wir tranken Wein aus der
Flasche, führten tiefsinnige Gespräche. Wir besaßen nicht viel.
Wir hatten
uns. Das genügte!
Ein
Hotel habe
ich nie
mehr betreten.
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